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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Tiefer Sturz eines Jupiters

Fund des Monats Juli 2017

Bei der Ausgrabung eines Steinbrunnens in einem römerzeitlichen Landgut im Tagebau Hambach, nahe Elsdorf, stießen Archäologen auf eine noch 53 cm hohe Kalksteinskulptur: Ein thronender Jupiter, der einst die Bekrönung einer Jupitersäule darstellte. Wie üblich ruht der Göttervater auf einem Sitzkissen. Die Skulptur ist unvollständig erhalten, Kopf und Arme fehlen. Der muskulöse Oberkörper ist nackt, um den Unterkörper trägt Jupiter einen Mantel. In der nicht mehr erhaltenen, ehemals erhobenen linken Hand hielt er das Zepter, in der auf dem Schoß ruhenden rechten Hand einst das Blitzbündel.

Details wie der sorgfältige gearbeitete Oberkörper, der natürliche Verlauf der Mantelfalten oder die freigestellten Beine bezeugen gleichermaßen die hohe künstlerische Fertigkeit, wie die Gestaltung des Thronsessels. Doch nicht nur die hohe Qualität ist hervorzuheben, sondern auch ein besonderes Detail: An den linken Oberschenkel des Göttervaters schmiegt sich vertraut eine Knabenfigur. Die Schultern des leider unvollständig erhaltenen Jünglings bedeckt ein leichter Umhang, während er ansonsten unbekleidet ist. In seiner rechten Hand lässt sich noch ein Stab (Hirtenstab?) erahnen.

Aus der antiken griechischen Sagenwelt kennen wir die Geschichte, dass einst Göttervater Zeus den Hirtenjungen Ganymed, der als schönster aller Menschen galt, geraubt und in den Olymp entführt hatte, wo dieser – nun unsterblich – den Göttern als Mundschenk diente. Hier sind nun beide gemeinsam dargestellt, wofür es im Rheinland nur noch ein Vergleichsbeispiel aus Rommerskirchen gibt.

Durch stilistische Vergleiche lässt sich der thronende Jupiter etwa in das zweite Viertel des 3. Jahrhunderts datieren. Es ist davon auszugehen, dass die Skulptur bei einem der zahlreichen Germaneneinfälle im späten 3. und 4. Jh. in den Brunnen gestürzt wurde. Wie dramatisch diese Ereignisse waren, bezeugen auch menschlichen Überreste aus dem Brunnen.

Die Jupiterfigur ist im Monat Juli 2017 im LVR-LandesMuseum Bonn als Fund des Monats zu besichtigen.

Foto: Jürgen Vogel, LVR-LMB

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