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Bodendenkmalpflege
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Hinterkopf des Kaisers Augustus

Trotz des Fehlens der kompletten Gesichtshälfte verrät allein der Hinterkopf der ehemaligen kleinen Büste eine Menge über seine ursprüngliche Bedeutung. Sein Material, ein Basanit aus dem Wadi Hammamat in Ägypten, weist schon auf die Exklusivität der einst dargestellten Person hin: Aus diesem Material sind bisher nur 17 Porträts bekannt. Von dem Kopf erhalten blieben der gesamte Hinterkopf und ein Teil von Toga und Mantelbausch auf der linken Schulter. Unterhalb des Gewandes ist ein allerdings fragmentierter, zugearbeiteter Zapfen erkennbar. Es lässt sich aufgrund der schlechten Erhaltung nicht entscheiden, ob der Kopf als Einsatzkopf einst eine Büste oder eine vollständige Statuette zierte. Denn auch Einsatzköpfe konnten mit Mantelteil gearbeitet sein.

Dank des seltenen und damit kostbaren Materials wie auch der Haargestaltung lässt sich der kleine Kopf als Porträt eines männlichen Angehörigen des iulisch-claudischen Herrscherhauses identifizieren.

Eine eindeutige Benennung „auf Anhieb“ ist nicht möglich, zumal die Hinterköpfe der einzelnen Kaiser nicht einmal innerhalb eines Typus übereinstimmen. Offensichtlich war die Ausarbeitung der Vorder- wie auch der Seitenansichten eines Porträts für die Wiedererkennung eines Dargestellten entscheidend, hingegen die Gestaltung der Hinterköpfe in gewissem Rahmen dem Künstler freigestellt. Bei der Benennung hilft der Fundort weiter: Laut Inventarbucheintrag wurde der Kopf „gefunden in Stolberg“. Südlich von Stolberg lagen damals intensiv genutzte Bleierzlagerstätten, die unter dem Kaiser Tiberius (14 - 37 n. Chr.) in kaiserlichem Besitz und verpachtet waren. Die Interessen des Kaisers gegenüber dem Pächter vertrat ein ritterlicher Procurator. Als ehemaliger Besitz eines römischen Bergbaupächters oder Procurators könnte der beschädigte Kopf in Stolberg in den Boden gekommen sein. Da der Hinterkopf denen des Kaisers Augustus (27 v. Chr. – 14 n. Chr.) mehr ähnelt als denen des Tiberius, handelt es sich um ein Bildnis dieses Kaisers, der am 19. August 14 n. Chr. starb, also vor 2000 Jahren.

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