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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Terakotte eines Hundes

Fund des Monats September 2012

Während einer Grabung im römischen Legionslager von Bonn wurde eine kleine Statuette in Form eines sitzenden Hundes mit langen Schlappohren und abgeplatteter Schnauze geborgen. Der Hundetypus erinnert am ehesten an einige heutige Spanielrassen (z.B. Cavalier King Charles Spaniel oder Zwergspaniel). Den bisher aus antiken Darstellungen oder Beschreibungen in der Literatur bekannten römischen Hunderassen ähnelt er dagegen kaum. Diese wurden in der Römischen Kaiserzeit aber vermutlich auch nicht so streng nach körperlichen Merkmalen definiert wie heute.
Nach einer datierten Parallele aus Neapel ist die Figur ins späte 1. Jahrhundert n. Chr. zu datieren.
Über den Verwendungszweck der Hundestatuette aus dem Bonner Legionslager lässt sich nur spekulieren. Möglich wäre, dass ihr Besitzer vorhatte, sie in einem Tempel zu weihen. Die Weihung von Hundefiguren war z.B. in einigen Heilkulten üblich. Vielleicht diente die Statuette ihrem Besitzer aber auch als Talisman, als symbolischer Wachhund, der Unheil fernhalten sollte. Die Größe des Hundes spricht andererseits aber auch nicht dagegen, dass es sich um einen Gesellschaftshund gehandelt haben könnte, dessen Abbild der Besitzer der Statuette erworben hatte, weil es ihn an den Familienhund seiner Kindheit erinnerte.

Hunde waren als Haustiere in der römischen Gesellschaft weit verbreitet, wie zahlreiche Spuren dieser Tiere auch im Rheinland belegen. Neben Skelettresten von Hunden findet man besonders häufig Pfotenabdrücke auf Tonziegeln, die vor dem Brand üblicherweise zum Trocknen auf dem Boden gelegt wurden. Dabei kam es offenbar immer wieder vor, dass neugierige oder unvorsichtige Tiere darauf traten. Auch Darstellungen von Hunden auf römischen Gegenständen sind keine Seltenheit, sie zeigen den Hund als Begleiter bei der Jagd oder als Hüte- bzw. Wachhund. Die Funktion als Wachhund konnte auch im übertragenen Sinne ausgeübt werden, etwa wenn Schlüsselgriffe in Form eines Hundes gestaltet wurden. Der Hund am Schlüsselgriff wachte dann symbolisch über den Zugang zum Haus.

Fundort: Bonn, Wichelshof,
Spätes 1. Jahrhundert n. Chr.

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