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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Eine Jupitersäule mit Seltenheitswert

Fund des Monats Juni 2011: Göttervater Jupiter zu Ross statt wie üblich auf dem Thron / Gut erhaltenes Monument erhält dauerhaften Platz im LVR-LandesMuseum

Pressemitteilung - Bonn, 31. Mai 2011

Ein römisches Weihemonument mit Seltenheitswert für die rheinische Region präsentieren das LVR-LandesMuseum Bonn und das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland im Juni 2011 als Fund des Monats. Die mit einem reitenden Jupiter bekrönte 2,80 Meter hohe Säule aus Sandstein stammt aus einem römischen Landgut (villa rustica) in Inden-Altdorf im Kreis Düren. Sie wurde Anfang 2010 von den Archäologen des LVR im Vorfeld des Braunkohlentagebaus Inden entdeckt.

Statuen Jupiters, die repräsentativ auf Säulen oder Pfeilern postiert waren, sind als römische Weihemonumente für die gallischen und germanischen Provinzen Roms charakteristisch. Allein aus Niedergermanien sind jetzt etwa 350 solcher stets für den "besten und größten Jupiter" (Iuppiter Optimus Maximus, abgekürzt: I.O.M.) errichteten Monumente nachgewiesen. Offensichtlich erhoffte sich der Stifter vom Herrscher des Himmels Verschonung vor Unwettern und Wohlstand für den Gutshof.

Die in einem Schacht entdeckte Jupitersäule ist eines der wenigen nahezu vollständig erhaltenen Exemplare; lediglich der Sockel fehlt. Ihr Säulenschaft ist mit Blättern geschmückt, die an Schuppen erinnern, und mit dem Relief einer stehenden Göttin. Verschleierung, Zepter in ihrer Linken, Fackel in ihrer Rechten und ein Pfau kennzeichnen sie als Juno, die Göttin der Ehe und Geburt. Kulturgeschichtlich herausragend ist der Fund vor allem, weil Himmelsgott Jupiter – das Gesicht ist leider zerstört – zu Ross gezeigt wird. In der gesamten römischen Provinz Niedergermanien, zu der neben dem nördlichen Rheinland auch Teile der Niederlande gehören, gab es bislang nur zehn Darstellungen dieser Art, üblich waren hier Säulen mit einem thronenden Göttervater.

Auf dem Weihemonument aus Inden sprengt der Himmelsgott auf dem Pferd über einen rücklings am Boden liegenden, schlangenbeinigen Gegner hinweg. Der antike Betrachter verband mit solchen Mischwesen Giganten. Diese hatten sich gegen Jupiter und die anderen olympischen Götter aufgelehnt und waren besiegt worden. Vielleicht flossen auch gallische Vorstellungen vom Himmelsgott in diese Darstellungsform ein.
Die Datierung der Säule anhand der Beifunde - vor allem Keramik - aber auch aufgrund des Gewandstils des Junoreliefs verweisen auf eine Errichtung des Monuments im ersten Viertel des 2. Jahrhunderts. Schon wenige Generationen später stürzte sie jedoch um oder wurde gestürzt und in einen Schacht geworfen.

Wegen ihrer besonderen Bedeutung wird die Säule der Öffentlichkeit als Fund des Monats Juni präsentiert. Darüber hinaus hat sich das LVR-LandesMuseum Bonn entschlossen, ihr einen prominenten Platz in der Dauerausstellung zuzuweisen: Sie empfängt künftig die Besucher auf der ersten Etage des Museums und eröffnet das Thema "Von den Göttern zu Gott".

Ab 1. Juni ist die Jupitersäule aus Inden-Altdorf in der ersten Etage des LVR-LandesMuseums Bonn zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Mittwoch 10 bis 21 Uhr.

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