LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Bodendenkmäler aus dem Dornröschenschlaf geweckt

Fördermittel von EU und Land unterstützen Kulturtourismus in der Eifel

Pressemitteilung - Mechernich 12. April 2013

Der nordrhein-westfälische Teil der Eifel ist um einige kulturtouristische Ziele reicher. Das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland und die zwölf Kommunen der LEADER-Region Eifel stellten jetzt die "ArchaeoRegion Nordeifel" mit 30 ausgewählten archäologischen Sehenswürdigkeiten der Öffentlichkeit vor.

Der nördliche Teil der Eifel zeichnet sich durch eine besondere Vielfalt an archäologischen Denkmälern unterschiedlicher Epochen aus. Zahlreiche attraktive Bodendenkmäler fanden allerdings in der Vergangenheit kaum Beachtung, da sie nicht angemessen denkmalpflegerisch und touristisch erschlossen waren. Das für die Archäologie zuständige LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVR-ABR) hatte deshalb 2006 das Projekt "ArchaeoRegion Nordeifel" auf den Weg gebracht. Dessen Ziel ist die Erhaltung und die Pflege herausragender Bodendenkmäler und damit verbunden eine Verbesserung ihrer touristischen Erschließung. Die zwölf Kommunen Bad Münstereifel, Blankenheim, Dahlem, Hellenthal, Hürtgenwald, Kall, Mechernich, Nettersheim, Monschau, Roetgen, Schleiden und Simmerath machten mit.

Professor Dr. Jürgen Kunow, Leiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland: "Es ist uns gelungen, einige außerordentlich wertvolle Bodendenkmäler aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken und entsprechend ihrer herausragenden Bedeutung zu präsentieren. Die Nordeifel verfügt über archäologische Objekte, die weit über die Region hinaus von Interesse sind. Besuche in der Eifel lohnen sich schon allein deswegen! Aus diesem Grund haben wir in der Nordeifel das Pilotprojekt gestartet, eine ganze Landschaft mit ihren archäologischen Denkmälern als ArchaeoRegion zu entwickeln. Wir stellen uns auch in anderen Teilen des Rheinlandes vergleichbare ArchaeoRegionen vor, die die regionale Vielfalt und den Reichtum unseres archäologischen Kulturerbes für die Öffentlichkeit sichtbar werden lassen. Die tolle Resonanz des vor vielen Jahren von der Rheinischen Bodendenkmalpflege angestoßenen Römerkanal-Wanderwegs beweist eindrucksvoll, dass auch archäologische Sehenswürdigkeiten touristische Magnete sein können."

Das Projekt ArchaeoRegion Nordeifel nimmt Bodendenkmäler unterschiedlichster Zeitstellung in den Fokus. 400 Millionen Jahre alte Fossilien und Fundplätze der Altsteinzeit spielen hier ebenso eine Rolle wie die Objekte des Westwalls aus der Zeit der NS-Diktatur. Besonders häufig sind Relikte aus römischer Zeit wie Siedlungsreste, Heiligtümer und Aufschlüsse der römischen Wasserleitung von der Eifel nach Köln, dem sogenannten Römerkanal. Auch mittelalterliche Burgen sind zahlreich zu nennen, ebenso Zeugnisse des mittelalterlichen und neuzeitlichen Bergbaus, der über Jahrhunderte Landschaft und Menschen der Nordeifel prägte.

Zum Projekt gehören allerdings nicht nur Werbemaßnahmen. Einige Denkmäler zeigten Schäden und mussten saniert werden: die eindrucksvolle Teilrekonstruktion der ehemals zehn Meter hohen und 80 Meter langen römischen Aquäduktbrücke in Mechernich-Vussem, Teile der sogenannten Kanalmeisterei des Römerkanals in Mechernich-Breitenbenden (beides zur Eifelwasserleitung nach Köln gehörend), die Matronensteinreplik in Nettersheim an der Görresburg, die Schutzhütte am Matronenheiligtum in Bad Münstereifel-Nöthen. Außerdem wurden Pflegearbeiten an der Burgwüstung "Altenberg" bei Hellenthal-Reifferscheid durchgeführt. Sanierungsarbeiten am Matronenheiligtum in Bad-Münstereifel-Nöthen wurden außerhalb der EU-Förderung durch die Stiftung Denkmalschutz und den Förderkreis für Denkmalpflege Bad Münstereifel mit 20.000 Euro finanziert.

Die ausgewählten 30 Bodendenkmäler der Nordeifel werden in der Broschüre "ArchaeoRegion Nordeifel – 30 archäologische Entdeckertipps" vorgestellt, die in einer Auflage von 30.000 Exemplaren in Rathäusern, Tourismusbüros, Museen und Hotels ausliegen wird.

22 Bodendenkmälern der „ArchaeoRegion Nordeifel" erhielten im Jahr 2012 neue Hinweistafeln, weitere entlang der römischen Eifelwasserleitung in Kooperation mit dem Projekt Römerkanal-Wanderweg. Ausgeschildert wurden auch Wanderwege an der Burgwüstung "Altenberg" in Reifferscheid, zu den Bunkern "Im Buhlert" und zu den Panzersperren in Simmerath (wegen Bauarbeiten zum Teil im Laufe dieses Jahres). Hinzu kommen zahlreiche Richtungsschilder an Straßen. Für die touristische Erschließung der archäologischen Sehenswürdigkeiten in der Nordeifel hatte sich das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege schon früh etwas Besonderes einfallen lassen: Bereits seit 2007 werden jährlich am ersten Sonntag im Oktober ausgewählte Bodendenkmäler im Rahmen der Tagesveranstaltung Archäologietour Nordeifel der Öffentlichkeit präsentiert. Mit inzwischen über 3.000 Gästen ist dieses Event im Programm der Eifel-Kommunen fest etabliert. Jürgen Kunow: "Besser als bei der Archäologietour kann die Zusammenarbeit zwischen Gemeinden, den in Vereinen engagierten Bürgerinnen und Bürgern und einem Kommunalverband wie dem LVR nicht funktionieren."

Die verschiedenen Maßnahmen des Projekts ArchaeoRegion Nordeifel kosteten rund 100.000 Euro. Sie entfallen zu gleichen Teilen auf die LEADER-Mittel der Europäischen Union zur Entwicklung des ländlichen Raums (LEADER: Liaison entre actions de développement de l'économie rurale) und auf die zwölf am Projekt beteiligten Kommunen der Nordeifel. Die Kosten für die wissenschaftliche Begleitung wurden über mehrere Jahre durch Fördermittel des Landes Nordrhein-Westfalen abgedeckt. Jürgen Kunow: "Man muss klar sagen: Ohne die Gelder der Denkmalförderprogramms gäbe es die ArchaeoRegion Nordeifel nicht."

Einige Denkmäler unterschiedlicher Epochen stellten LVR und die Gemeinden nun bei einer Pressefahrt vor:

  • Der Kartsteinfelsen mit der Kakushöhle bei Mechernich gehört zu den ältesten Fundplätzen menschlichen Lebens in Nordrhein-Westfalen. Zahlreiche Funde geben Aufschluss über mehr als 300.000 Jahre Menschheitsgeschichte. Urmenschen der Form homo heidelbergensis, des Neandertalers und heutige Menschen haben hier Spuren hinterlassen. Ein Rundweg führt rund um den Kartsteinfelsen und durch die Höhle.
  • Malerisch liegt das römische Matronenheiligtum im Wald bei Bad Münstereifel-Nöthen. Hier verehrten die Menschen der Region mütterliche Göttinnen (Matronen). Das Matronenheiligtum ist herausragend, weil es gut erhalten ist und in Nordrhein-Westfalen Matronenheiligtümer nur noch in der Eifel zu sehen sind.
  • Die Burg Reifferscheid bei Hellenthal ist eine für die Eifel typische Höhenburg. Herausragend ist die Burgsiedlung, weil sie im Unterschied zu zahlreichen anderen Anlagen ihren ursprünglichen Charakter aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit bewahrt hat.
  • Vorgestellt wurde auch ein Sanitätsbunker in Hürtgenwald-Simonskall. In Nordrhein-Westfalen ist er der einzige erhaltene und zugängliche Sanitätsbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Er gehörte zum Westwall und war 1938 errichtet worden. Die Inneneinrichtung wurde detailgetreu wiederhergestellt. Der Bunker ist heute von einem modernen Haus überbaut und kann an festen Terminen und nach Absprache besichtigt werden.

(Bildmaterial auf Anfrage)