LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Der Bahndamm, über den nie ein Zug rollte

Aktionstag in Grevenbroich / Der Strategische Bahndamm erinnert an den Ersten Weltkrieg

Pressemitteilung - Grevenbroich, 1. Juli 2014

In Grevenbroich lädt der Landschaftsverband Rheinland (LVR) für Sonntag, den 6. Juli 2014, von 10 bis 17 Uhr, zu einem Aktionstag am Strategischen Bahndamm aus dem Ersten Weltkrieg ein. Der Aktionstag mit Unterstützung durch die Stadt Grevenbroich, den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und die Dorfgemeinschaft Hülchrath ist Teil des umfangreichen Verbundprojektes "1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg", mit dem der LVR noch bis Mitte 2015 an das einschneidende Ereignis vor 100 Jahren erinnert.

Seit rund 100 Jahren existiert zwischen Neuss und Rommerskirchen auf 13 Kilometern Länge ein Bahndamm, über den niemals ein Zug rollte. Bis heute spielt er in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine Rolle, obwohl er für das Rheinland ein bedeutendes Relikt des Ersten Weltkrieges darstellt. Bereits 1907 begannen erste zivile Planungen für eine eingleisige Nebenbahn von Rommerskirchen nach Neuss für den lokalen Verkehr und den Transport von Braunkohle in den Neusser Hafen. Als die preußische Militärführung den sogenannten Schlieffen-Plan umsetzte und dabei zunächst den Großteil des deutschen Heeres im Westen gegen Frankreich einsetzen wollte, bezog sie in ihre Planungen zu Strategischen Eisenbahnlinien auch diese Strecke ein. Mit Eisenbahnen sollten in einem Kriegsfall Güter und Truppen schnell an die Front in Belgien und Frankreich gelangen.

Weil die militärischen Züge sehr lang waren und wegen ihres großen Gewichts einen außerordentlich langen Bremsweg hatten, waren Bahnübergänge nicht erwünscht. Eine kreuzungsfreie Strecke machte es erforderlich, einen Bahndamm aufzuschütten. Außerdem setzte das Militär die Planung eines zweigleisigen Ausbaus durch.

Die Bauarbeiten für die zweigleisige Strecke begannen 1913, wurden während des Ersten Weltkriegs unterbrochen und auch nach dem Krieg nicht vollendet. Schwellen und Schienen waren teilweise verlegt; ein Zug allerdings ist auf dieser Strecke nie gefahren. Heute ist der Bahndamm ein sichtbares Zeugnis der oft in Abrede gestellten strategischen Planungen für den Ersten Weltkrieg, die es - wie in anderen Ländern - auch in Deutschland gegeben hatte.

Im Rahmen des Verbundprojektes "1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg“ will das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in diesem Jahr an vier Aktionstagen solch eher unbekannte und wenig beachtete Objekte präsentieren und damit dem Vergessen entreißen.

Von den historischen Ereignissen des Ersten Weltkrieges zeugen zahlreiche archäologische Relikte im Rheinland, darunter Produktionsstätten wie Pulvermühlen und Dynamitfabriken sowie militärische Anlagen wie Truppenübungsplätze, Luftschiffhäfen und Eisenbahnlinien. Diese Kriegsrelikte, aber auch die des Zweiten Weltkrieges und des Kalten Krieges, werden vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in Kooperation mit dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz in einem Inventar erfasst. An den beiden vorangegangenen Aktionstagen hatte das Fachamt des LVR eine Verteidigungsstellung in Emmerich und eine Fabrik für Schießpulver in Windeck vorgestellt. Als Abschluss der Reihe wird am 21. September ein ehemaliger Luftschiffhafen für Zeppeline in Düren vorgestellt.

Programm am Aktionstag

Führungen

Fachleute des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland führen die Besucherinnen und Besucher auf und entlang eines Teilstücks des Strategischen Bahndamms. Die Führungen finden am 6. Juli 2014 zwischen 10 Uhr und 16.30 Uhr statt. Die Teilnahme an den Führungen ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Treffpunkt: Infostand des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Straßenkreuzung Auf der Heide/Am Reiherbusch, 41516 Grevenbroich-Münchrath

Präsentation in der ehemaligen Synagoge Hülchrath

Am 6. Juli 2014 bietet die Präsentation "Spuren der Geschichte - Archäologie und Erster Weltkrieg" zwischen 10 und 17 Uhr einen Einblick in die Zeit vor rund 100 Jahre und die noch heute sichtbaren archäologischen Spuren im Rheinland. Sie lassen sich an vielen Stellen bis heute im Gelände entdecken.

Ort: Ehemalige Synagoge Hülchrath, Broichstr. 16, 41516 Grevenbroich-Hülchrath

Familienradtouren

Um 10.30 Uhr und um 13.30 Uhr starten an der ehemaligen Synagoge Hülchrath geführte Familienradtouren. Sie führen entlang eines Teilstücks des Strategischen Bahndamms und Teilnehmende können Bodendenkmäler rund um Hülchrath entdecken.

Die Teilnahme an der Familienradtour (16 Kilometer) ist kostenlos.
Um eine Anmeldung wird gebeten bis Freitag, den 4. Juli, 14 Uhr, unter sabine.hermesdorff@lvr.de oder Tel. 0228 / 9834 - 172.

Am Aktionstag wird der ADFC im Rahmen des 23. Niederrheinischen Radwandertages den Bahndamm einbeziehen und lädt zu einem Stopp am LVR-Stand ein. Gäste des Aktionstages sind willkommen beim Straßenfest der Dorfgemeinschaft Hülchrath, das ebenfalls am Sonntag stattfindet.

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Pressekontakt

LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
Endenicher Str. 133
53115 Bonn

Uwe Steinkrüger
Telefon: 0228 / 98 34 -126
Fax: 0221 / 82 84 - 3591
E-Mail: uwe.steinkrueger@lvr.de

Dr. Michaela Aufleger
Telefon: 0228 / 98 34 - 173
Fax: 0221 / 82 84 - 2742
E-Mail: michaela.aufleger@lvr.de

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