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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Jens Berthold: Das Elsbachtal im Mittelalter und in der frühen Neuzeit

Archäologie einer Kulturlandschaft

Das Elsbachtal in den rheinischen Lössbörden bei Jüchen fiel seit den 1980er Jahren dem Tagebau Garzweiler zum Opfer. Beim Abbau errang dieses unscheinbare Bachtal in den Jahren 1988 bis 1997 jedoch durch intensive Ausgrabungen und naturwissenschaftliche Analysen eine Sonderstellung und dürfte zu einer der archäologisch besterforschten Mikroregionen zählen. Günstige Erhaltungsbedingungen in Feuchtbodenniveaus unter 5 m mächtigen Kolluvien kombiniert mit den andernorts nicht realisierbaren Möglichkeiten ihrer Erforschung am Rande eines Tagebaus lieferten die Grundlage für eine Reihe von Auswertungsprojekten. Nach Publikationen zur Archäobotanik im Elsbachtal sowie den Untersuchungen an der Kirche und mehreren größeren Hofanlagen in den beiden abgegangenen Dörfern Elfgen und Belmen werden nun die archäologischen Quellen zum Mittelalter und der frühen Neuzeit als Rheinische Ausgrabungen Band 74 vorgelegt.

Etwa ein Jahrtausend Besiedlungsgeschichte zwischen dem 8. und 18. Jahrhundert rekonstruierte Jens Berthold im Rahmen seiner Bonner Dissertation. Dabei werden die umfangreichen archäologischen Funde und Befunde aus über 25 Grabungen durch historische Quellen und viele naturwissenschaftliche Detailstudien zu einem Gesamtbild im etwa 8 km² großen Untersuchungsraum ergänzt. Unter den 600 Befunden finden sich Spuren von zwei sich verlagernden Dörfern, einer Wassermühle sowie einer Niederungsburg, die eingerahmt werden in sonst kaum archäologisch erfasste Elemente der Kulturlandschaft. Dazu zählen Zeugnisse der Wasserwirtschaft, Straßen, Zäune, Pflanzungen und Flurrelikte wie Torfstiche und Pflugspuren. Unter den Funden ist zudem das vorwiegend im hohen und späten Mittelalter hinterlassene vielfältige Inventar von über 300 Eisenfunden eines ländlich geprägten Raumes eine nicht nur regional bedeutsame Fundgattung.

Insgesamt wird die Entwicklung der Kulturlandschaft von der Karolingerzeit bis zum Einsetzen der ältesten flächendeckenden Kartenwerke nachgezeichnet. Die Erschließung, Gliederung und Prägung der Landschaft nicht zuletzt durch verschiedene Formen der wirtschaftlichen Nutzung werden hierbei als eines der Leitmotive verfolgt. Außerdem wird die Dynamik von Siedlungsprozessen besonders im 13./14. Jahrhundert im Zusammenhang mit den sich wandelnden Umweltbedingungen deutlich. Zutage treten besonders die Wechselwirkungen zwischen der Nutzung durch den Menschen und den daraus resultierenden Veränderungen in der belebten und unbelebten Umwelt.

Jens Berthold
Das Elsbachtal im Mittelalter und in der frühen Neuzeit – Archäologie einer Kulturlandschaft
Rheinische Ausgrabungen 74, Verlag Philipp von Zabern,Darmstadt 2016, ISBN 978-3-8053-5134-8,
568 Seiten, 79,90 Euro


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