LVR-Amt für
Bodendenkmalpflege
im Rheinland
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Tüllenkanne Pingsdorfer Machart, um 1200, Fundort Brauweiler (Foto: Alfred Schuler, LVR-ABR)

Archäologie
im Rheinland

Viele Befunde der mittleren Bronzezeit

Über 3000 Jahre Siedlungsgeschichte in Erkelenz

Das Areal des Gewerbe- und Industrieparks Commerden südlich von Erkelenz zeichnete sich bereits in der Vergangenheit durch eine hohe Dichte an archäologischen Fundstellen von der Eisenzeit bis ins Mittelalter aus. Neue Grabungen im Jahr 2013 belegen nun , dass die Gegend um Erkelenz bereits vor über 3.000 Jahren besiedelt war.

Mittlere Bronzezeit

Eine 2013 untersuchte Erweiterungsfläche von 2,6 Hektar enthielt erstmals auch zahlreiche Befunde der mittleren Bronzezeit (1600–1200 v. Chr.). Diese ist im Rheinland bisher nur lückenhaft überliefert. Die mehr als 70 Gruben unterschiedlicher Größe und Erhaltungstiefe dienten zum Teil sicherlich als Vorratsgruben, bevor sie mit Abfall verfüllt wurden. Sie enthielten Keramik, Feuersteingeräte, Mahlsteine und verbrannten Lehmbewurf der einstigen Häuser. Auch zahlreiche Pfostengruben lassen sich der Bronzezeit zuweisen. Gebäude konnten bislang aber nicht rekonstruiert werden.


Römische Phase

Die nächste Besiedlungsphase folgte in der römischen Epoche, als im späten 1. Jh. oder frühen 2. Jh. n. Chr. ein Landgut entstand. Das Hauptgebäude war auf Streifenfundamenten errichtet, die Nebengebäude in Pfostenbauweise. Außerhalb der Hofumfriedung befanden sich zwei Bestattungsareale mit Brandgräbern. Weitere im Grabungsgelände verstreut aufgefundene Gräber lagen vermutlich an markanten Punkten wie den römischen Wegen.

Nach Aufgabe des Landgutes im 3. Jh. wurde der Hof im 9. oder 10. Jh. erneut aufgesucht, wohl um verwertbare Materialien auszubeuten. Darauf verweisen vereinzelte Scherbenfunde dieser Zeit und drei kleine – allerdings undatierte – Öfen, die in den Ruinen eingerichtet wurden.

Hochmittelalterliche Siedlung

Am Ostrand der Untersuchungsfläche traten Befunde einer hochmittelalterlichen ländlichen Siedlung auf, die vom späten 12. Jh. bis in den Anfang des 14. Jh. bestand. Umgeben von einem verzweigten Grabensystem fanden sich große Gruben, deren Funktion noch erforscht wird, sowie sechs Erdkeller und vereinzelte Pfostengruben. Die bis zu 2,50 Meter tiefen Keller waren ohne Wandauskleidung in den Löss eingeschnitten und über Erdtreppen zugänglich. Sie dienten überwiegend als Kühlräume: Eine Vielzahl von Mulden an der Sohle geht auf eingegrabene große Vorratsgefäße zurück. Die Gefäße selbst waren leider in keinem Fall erhalten. Die Keller – und demnach auch die Siedlung – wurden wohl systematisch geräumt und aufgegeben.

Grabungsleitung: Martha Aeissen, Zafer Görür, Ines Jöns (Archaeonet GbR, Bonn)

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